Verpiss Dich Bitte Ein Gedicht von einem Sonntag • 1 Min Lese

Foto: Anthony Yves

Gestern Nacht war keine gute Nacht, weil mir jemand in die Wohnung gepisst hat. Die ganze Woche war nicht gut, wenn man es so sieht.

Erst haben sie mir den Penis blutig operiert, dann habe ich innerhalb einer Stunde zwei Jobs verloren. Vielleicht lese ich zu viel Bukowski, aber langsam finde ich Gefallen an meinem Leid. Ich freue mich über jegliche Emotion.

Bloß, wenn dir jemand in die Wohnung pisst, auf den löchrigen Holzboden, dann ist das scheiße. Ich habe noch versucht das Mädchen zu warnen. Das ist nicht die Toilette, habe ich gesagt. Aber da hatte es schon angefangen zu plätschern.

Ich werde das Geräusch nie vergessen. Dieses leichte Plätschern, das leise Rinnen auf dem Parkett, dazwischen meine verzweifelten Worte. Nicht die Toilette. Sie hatte sich da drin eingesperrt. Ich wusste nicht, dass es für die Tür einen Schlüssel gab. Nicht die Toilette. Komm da raus.

Ich wollte sie einrennen, also nicht das Mädchen, die Tür. Nach fünf Minuten Verzweiflung auf beiden Seiten. Stille. Nochmal fünf Minuten. Dann kam ein Geräusch von dort, wo nicht die Toilette war. Ich gehe jetzt, sagte sie. Irgendwas mit Harnwegsinfektion. Und das Handtuch und ich standen im Türrahmen und fragten uns warum es für diese Tür einen Schlüssel gab.

Ich musste ihn vernichten. In diese Tür gehört kein Schlüssel. Sie war betrunken, okay. Sie ist mir hinten vom Rad gefallen. Ich hätte es wissen müssen. Sie wollte doch nur ein Dach über dem Kopf, meine Güte, sie war betrunken. Sie hatte ihre Freunde verloren. Sie war nicht von hier.

Sie war in meinem Bett, okay. Aber ich war auch betrunken. Und wir haben uns nicht angefasst. Sie sah nicht schlecht aus. Aber sie wollte nur ein Dach über dem Kopf, wegen der Nacht. Ich hatte genug Dach für zwei. Ich wusste nicht, dass diese Tür einen Schlüssel hat. Sie sollte keinen haben. Gegen Plätschern ist man machtlos ohne Schlüssel.

Dann war das alles auf dem Boden und sie war weg. Sie hatte noch versucht meine Anzughose als Jacke anzuziehen. Hab ich ihr aber weggenommen. Hat geweint. Sie sah besser aus, als sie nur betrunken war, ohne Tränen.

Ich bin dann wieder ins Bett. Meine Eltern kamen gleich zu Besuch. Papa sagt, besser als Kotze. Ich verstand nicht, warum diese Tür einen Schlüssel hatte.

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